24. März 2009

Schmetterlinge retten und bei Sonnenschein Dachfenster öffnen!

Viele Kleintiere streben im Herbst ins Dunkle, weil sie Spalten und Ritzen suchen, wo sie vor Wind und Wetter geschützt und vor Feinden sicher sind. Im Frühling streben sie dann ins Helle und kommen so wieder in die freie Natur. Dieses Verhalten hat sich über viele Millionen Jahre bewährt und ist auch heute noch genau richtig. Deshalb ist es genetisch fixiert, also angeboren und kein Tier kann dieses Verhalten ändern.

Geschlossenes Dachfenster

Aber es gibt neuerdings ein Problem. In unseren Siedlungen verkriechen sich diese Kleintiere unter die Dachziegel und kommen so in den Spitzboden. Im Frühjahr fliegen sie dann zum Dachfenster und das ist verschlossen. Zwar könnten sie auch auf dem Weg wieder ins Freie, auf dem sie gekommen sind, also durch die Spalten. Nur die sind dunkel und die Tiere streben zum Licht. Also fliegen sie immer wieder gegen das Dachfenster, bis sie schließlich vor Erschöpfung sterben. Am Boden unter dem Fenster kann man sie dann zusammenkehren. Ähnliche Fallen gibt es in Schuppen, Gartenhäusern, aber auch in Wohnräumen. Die Opfer sind wunderschöne Schmetterlinge wie Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs und meist auch viele Florfliegen mit genetzten Flügeln, langen Fühlern und goldenen Augen, die ausgezeichnete Blattlausjäger sind. Auch Hummeln, harmlose Wildbienen und Wespen sind betroffen. Sie alle gehören zu einem gesunden Naturhaushalt.

Die Florfliege - ein hervorragender Blattlausjäger

Was tun? Im Frühling die Dachfenster und anderen Fenster bei Sonnenschein einige Stunden öffnen und nach einigen Tagen wiederholen. Damit retten Sie viele Kleintiere! Einzelne Schmetterlinge oder Florfliegen an Wohnungsfenstern fängt man schonend mit dem selbst gemachten Insektenglas (genaueres dort). Wer Zimmerpflanzen hat, hat meist auch gut versteckte Blattläuse und kann die Florfliegen zunächst für sich arbeiten lassen.

Viele Tagpfauenaugen sterben am geschlossenen Dachfenster

Dr. Friedrich Buer

23. März 2009

Junge Vögel und Hasen in Ruhe lassen!

Jedes Frühjahr bringen uns Tierfreunde junge Vögel und andere junge Wildtiere ins Tierheim nach Unternesselbach. Sie wollen sie retten, aber leider erreichen sie oft das Gegenteil.

Einige Vögel verlassen bereits ihr Nest, bevor sie fliegen können und schützen sich so vor Nesträubern. Sie werden weiter von ihren Eltern im Auge behalten, gefüttert und bei Gefahr gewarnt. Es ist also falsch, wenn man meint, sie seien aus dem Nest gefallen und von ihren Eltern verlassen, auch wenn es so aussieht. Die Eltern beobachten ihre Jungen vorsichtig aus sicherer Entfernung, auch um Räuber nicht anzulocken.

Junger Turmfalke

Junge Amseln leiden besonders unter dieser falschen Tierliebe. Also Finger weg! Auch junge Turmfalken werden uns immer wieder ins Tierheim gebracht. Auch sie verlassen oft ihr Nest, bevor sie flügge sind und werden ganz normal weiter versorgt, sogar von Alttieren, die nicht ihre Eltern sind. Außerdem machen sie sich durch lautes Betteln bemerkbar. Manchmal fallen sie aus ihrem Nest in einer Mauerspalte oder einem Fenstersims und landen auf den Boden. Dann droht Gefahr durch Katzen und Hunde. In diesem Fall sollte man sie wieder ins Nest tragen, das kann auch ein fremdes Falkennest sein oder sie einfach an einem hohen und sicheren Punkt in der Nähe des Fundortes freisetzen. Junge Hasen werden von ihrer Mutter einzeln verteilt. Das mindert das Risiko, außerdem sind sie geruchlos und hervorragend getarnt. Wer sie trotzdem entdeckt, kann sich freuen und muss sich keine Sorgen um den Kleinen machen. Ähnliches gilt auch für Rehkitze. In Ruhe lassen und nicht anfassen!

Aufzucht von Turmfalken im Tierheim

Im Notfall versuchen die Tierpflegerinnen und Tierpfleger auch jungen Wildtieren zu helfen. Aber das ist sehr mühselig und gelingt oft nicht. Und wenn es gelingt, dann müssen die Tiere eines Tages wieder frei gelassen werden. Was danach geschieht, das ist ungewiss, denn das Überleben in freier Wildbahn stellt andere Anforderungen als das Leben im Tierheim. Da bleibt dann nur die Hoffnung, dass es unsere Pfleglinge irgendwie doch schaffen werden.



Dr. Friedrich Buer

5. März 2009

Alte Federn für Vogelnester.

Das alte Federkissen in den Restmüll? Da gibt es Besseres. Vögel lieben die alten Federn und polstern damit ihr Nest. Besonders beliebt sind sie bei Spatzen.


Bauvorschlag
Kaninchendraht zu einer Röhre formen und die Naht mit Blumendraht fixieren, ebenso den runden Deckel aus Kaninchendraht als unteren Abschluss der Drahtröhre. Oben kommt ein Deckel aus Blech oder Holz drauf. Der Draht zum Aufhängen wird durch zwei Bohrungen durch den Deckel geführt. So lässt sich der Deckel hochschieben und die Federn einfüllen. Damit sich der Draht nicht in den Ast einschneidet, wird er in ein breites Band gehängt, das um den Ast gewickelt wird.
Vorsicht! Mit den Federn im Freien arbeiten! Federn sind federleicht und fliegen auch ohne Vögel. Und in einem Kissen sind viel mehr Federn drin, als man ahnt. Wenn man das erst im Wohnzimmer merkt, ist es zu spät.
Nistmaterial
Federn bestehen aus Keratin. Das hält auch dieVögel und ihre Nester warm, weil es schlecht Wärme leitet. Deshalb sind auch Haare als Nestpolster so beliebt. Außerdem werden Moose, Flechten, Grashalme, Äste, Spinnweben, Blätter, Lehm, Schlamm, Papier und Plastikfetzen und anderes in Nester eingebaut. Jede Vogelart macht es anders. Nur der Mauersegler braucht nichts und klebt seine Eier auf den nackten Stein seiner Brutspalte. Aber ich kenne einen absolut glaubwürdigen Storchenfachmann, der einen BH besitzt, den er in einem Storchennest gefunden hat.

Naturarznei für Vogelnester

Ein Witz? Nein, nur die wissenschaftliche Bestätigung dafür, was Vogelfreunde schon lange vermutet haben. Ich habe es bei Feld- und Hausspatzen und bei Staren gesehen. Sie zerren von bestimmten Pflanzen Blätter und Zweigspitzen ab und tragen sie zum Nest. Diese Pflanzen werden von uns auch als Heilpflanzen oder Küchenkräuter verwendet und haben meist wegen ihrer ätherischen Öle einen typischen Duft.


Blühender Salbei


Bei mir im Garten sind es Lavendel (Lavendula angustifolia), Salbei (Salvia officinalis) und Beifuß (Artemisia vulgaris). Von diesen drei ist bekannt, dass sie Blattläuse vertreiben, aus Beifuß kann man sogar eine Spritzbrühe machen, die Pyrethrum enthält und Blattläuse tötet. Salbei wirkt bei

Halsentzündungen.


Salbeiblätter mit typischer genarbter Oberfläche


Wirken solche Pflanzenteile auch gegen Nestparasiten? An Starennestern wurde das untersucht (Gwinner, H. u. Berger, S., J.Ornithol. 146, S. 365-371, 2005, Der Falke 7 / 2006, S. 204). In experimentellen Starennestern, die mit und ohne solche Pflanzen versehen waren, zeigten sich die Unterschiede. Zwar gingen die Milben in den Nestern mit Arznei- und Gewürzpflanzen nicht zurück. Dafür aber ging die Zahl der Bakterien zurück und vor allem waren die Jungvögel eindeutig gesünder, denn es flogen mehr aus.


Beifuß


Was genau die Ursache für die gesündere Brut ist, weiß man nicht, weil man in Pflanzen über 200.000 verschiedene Inhaltsstoffe identifiziert hat, die einzeln oder in Kombination mögliche Kandidaten für die Wirkung sind. Den Vögeln ist das egal, wichtig ist für sie allein, dass sie solche Pflanzen im Garten finden. Übrigens: Es sind bei den Staren die Männchen, die Kräuter sammeln, Kräutermännlein also.

Dr. Friedrich Buer

4. März 2009

Maulwurfshaufen im Garten - was tun?

Erst einmal abwarten, bis kaum noch neue Haufen erscheinen. Dann die meist lockere Erde der Haufen vorsichtig mit dem Rechen verteilen und dabei die Maulwurfsgänge möglichst schonen. Und das wiederholen, wenn es nötig erscheint.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Maulwürfe kommen in einen Garten, wenn sie dort genug Nahrung finden, und auch die sonstigen Umstände dem Maulwurf gefallen. Der Garten muss also ein Maulwurfbiotop sein. Das sind meist diejenigen Gärten, die biologisch in Ordnung sind. Maulwurfshaufen im Garten beweisen also auch das Können des Gärtners oder der Gärtnerin. Wird der Maulwurf vertrieben oder gar umgebracht, bleibt der Garten trotzdem ein Maulwurfbiotop und der nächste Maulwurf zieht ein. Gute Lebensräume sind auch bei Maulwürfen immer begehrt.

Der Maulwurf ernährt sich vor allem von kleinen Bodentieren, schädigt also Pflanzen nicht. Im Gegenteil dezimiert er Wurzelschädlinge wie Drahtwürmer, Tipulalarven (Schnaken) und Eulenfalterlarven, die oft massenweise im Rasen vorkommen und ihn fleckenweise vergilben lassen. Ansonsten lebt er von Regenwürmern, wie es auch Amseln und Stare tun.

Sein Jagdrevier ist ein unterirdisches Gangsystem, das er einmal anlegt und dann immer wieder absucht. Die Gänge wirken wie langgestreckte Fallgruben. Fällt ein Bodentier hinein, kommt es kaum wieder heraus und wird beim nächsten Kontrollgang verzehrt. Wird der Gang verschüttet oder verstopft, dann muss ihn der Maulwurf wieder freischaufeln und zwar immer wieder. Klüger ist es deshalb, den Gang zu schonen.

Es gibt ganz flache Gänge, die man als Aufwölbung sehen kann und Gänge in 20 bis 30 cm Tiefe und bis 80 cm Tiefe. Alle drei Gangebenen sind mit einander durch senkrechte Schächte verbunden. Die Erde wird meistens mit den Vorderbeinen wie mit Grabschaufeln in die Gangwände gepresst. Nur wenn das nicht mehr geht, wird sie nach oben geschoben und zwar in kleinen etwa löffelgroßen Portionen. Deshalb ist die Erde der Maulwurfshaufen so fein krümelig und wurde früher als Blumenerde gesammelt. Unter den ganz großen Haufen, findet man häufig eigene Gangsysteme und Nester.

Der Maulwurf macht keinen Winterschlaf. Er kann sehen und gut schwimmen. Mein Biologielehrer Dr. Schoennagel hat 1963 beobachtet, wie ein Maulwurf innerhalb von vier Minuten die etwa 70 m breite Weser bei Hameln durchschwamm. Hochwasser sind für ihn also kein Problem.

Dr. Friedrich Buer