13. April 2009

Komposthaufen und Tierschutz

Was hat ein Komposthaufen mit Tierschutz zu tun? Sehen Sie sich diese Käfer an. Der eine ist ein Nashornkäfer und zwar ein Männchen, der andere ein Weibchen mit nur angedeuteten „Nashörnern“. Und die zwei übereinander sind Rosenkäfer bei der „Käferproduktion“, die allerdings anders funktioniert als seinerzeit bei VW. Nashornkäfer sind etwa 3 - 4 cm groß, Rosenkäfer ein wenig kleiner, aber immer noch viel größer als die meisten anderen Käfer. Beide können fliegen, wenn auch nicht besonders gut, doch mit eindrucksvoll tiefem Brummen und erscheinen im Sommer bei sonnigem Wetter.

Männchen des Nashornkäfers

Weiblicher Nashornkäfer

Rosenkäfer bei der Paarung

Doch wo sind sie vorher? Sie leben als Larven in Komposthaufen verborgen und überall da, wo größere Mengen an Pflanzenresten liegen und zerfallen. Von diesen Pflanzenresten ernähren sie sich und helfen sie zu kompostieren. Diese Engerlinge ähneln den Käfern überhaupt nicht und ihr gekrümmter Körper erscheint prall und fett und ist bis auf den dunklen braunen Kopf ganz weiß. Erst wenn der Kompost umgesetzt wird, fallen sie auf und mancher ist erschrocken. Dabei kann man sie unbesorgt anfassen und auch sonst sind sie ganz harmlos.

Engerling des Rosenkäfers

Deshalb bitte nicht erschlagen, denn sie verpuppen sich irgendwann, oft erst nach Monaten oder gar Jahren und aus den Puppen schlüpfen dann die Käfer! Die Puppen sind ganz unscheinbar und sehen wie Erdklumpen aus, sind aber innen mit Seide ausgesponnen. In der Puppe verwandelt sich der Engerling in einen prachtvollen Käfer, wie im Märchen der Frosch in einen Prinzen!

Rosenkäferpuppen. Eine ist aufgeschnitten und der Engerling auf dem Weg zum Rosenkäfer ist zusehen.

Was tun, wenn man Engerlinge oder Puppen im Kompost entdeckt? Einfach wieder vorsichtig mit Kompost zudecken, weil Licht und Trockenheit ihnen schadet und sie für Vögel eine Delikatesse sind. Für alles andere sorgt dann die Natur.

Ganz selten entdeckt man beim Kompostumsetzen etwas Merkwürdiges: Längliche weiße Eier, die wie eine Weintraube zusammenkleben. Ihre Hüllen sind aber nicht hart, wie bei Vogeleiern, sondern pergamentartig und elastisch. Das ist das Gelege der Ringelnatter!

Eier der Ringelnatter

Frisch geschlüpfte Ringelnatter in Kinderhand, mit dem typischen gelben Halskragen.


Erwachsene Ringelnatter, mit gelbem Kragen und runder Pupille

Ringelnattern nutzen die Wärme des Komposthaufens und lassen darin ihre Eier ausbrüten. Sie sind völlig harmlos, leben von Fröschen, Mäusen und anderen Kleintieren und sind schon von Weitem an den gelben Flecken hinter dem Kopf und an den runden Pupillen zu erkennen, wenn man sie aus der Nähe beobachten kann. Aber sie sind sehr scheu und flüchten sofort, denn gnadenlose Totschlägerei über Jahrhunderte hat offenbar nur die ganz scheuen Ringelnattern überleben lassen. Heute sind wir klüger. Eine Ringelnatter im Garten ist eine Auszeichnung für den Gärtner oder die Gärtnerin.

Dr. Friedrich Buer