12. Oktober 2010

Ein Herz für Igel

Aus Sicht des Naturschutzes gehört der Igel zu den geschützten Tierarten, die weder gefangen, verletzt noch getötet werden dürfen. Daher dürfen nur verletzte oder kranke Igel zeitweise gepflegt werden, bis sie wieder freigelassen werden können. So jedenfalls bestimmt es das Gesetz
Warum? Igel kommen besser ohne menschliche Hilfe über den Winter. Das gilt auch für Igel, die weniger als 500 g wiegen. Außerdem sind die Winter milder geworden. Im Spätherbst laufen Igel entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit auch am Tage herum. Gerade die Jungtiere müssen sich für den bevorstehenden Winterschlaf noch Fettreserven anfressen. Sie sind nicht etwa hilflos.
Igel füttern? Die Igel gehören zu den Insektenfressern. Die gibt es seit 40 Millionen Jahren und die gelten als Urahnen der Primaten und auch der Gattung Homo, also der Menschen. Die aber gibt es erst seit 2 Millionen Jahren. Igel wissen selbstverständlich instinktiv, wie sie ihr Futter ohne Menschen finden. Und ebenso selbstverständlich wissen sie besser als wir, was ihnen bekommt und was nicht. Daher Igel nicht füttern
Er hat den Winter ohne menschliche Hilfe überlebt.
Was kann man für den Igel tun? Wer dem Igel helfen will, macht seinen Garten igelfreundlich. Er verzichtet darauf, den Garten im Herbst „fertig“ zu machen. Igel leiden unter dieser übertriebenen Sauberkeit. Laub nur von den Wegen fegen und unter die Sträucher verteilen und Fallobst liegen lassen. Das schafft dem Igel eine Speisekammer, die er auch an wärmeren Wintertagen nutzen kann und das nützt auch den Vögeln und vielen anderen Kleintieren. An einer ruhigen Stelle ihm einen Haufen mit Laub und Reisig als Winterquartier aufschichten, vor den man auch etwas Fallobst schütten kann. Zum Nachbarzaun Durchlässe für den Igel schaffen. Sein Lebensraum ist viel größer als die meisten Grundstücke. Das zwingt ihn oft, über Straßen zu laufen, wo er immer wieder überfahren wird. Keine Gifte im Garten verwenden, kein Schneckenkorn streuen!
Aus der Sicht des Tierschutzes sieht es ähnlich, aber doch anders aus. Da ist der Igel ein Sympathieträger. Er ist geradezu ein Symbol des Tierschutzes, wie das Sparschwein für den Sparer. Jeder kennt ihn aus vielen Kindergeschichten und Märchen und jeder freut sich, wenn er ihn sieht, erst recht, wenn er noch klein ist oder wenn er gar eine Igelmutter mit ihrer Kinderschar entdeckt.
Ein Herz für Igel, wer hat das nicht? Und das ist auch gut so, denn am Tierschutz beweist sich unsere wahre Kultur. Aber gerade deswegen sollten die Igelfreundinnen und Igelfreunde ein wenig mehr auf das achten, was man inzwischen von diesem Wildtier weiß und wie man Igeln richtig hilft. Das Wichtigste ist, dass man lieber zweimal überlegen sollte, ob er wirklich gefüttert werden muss oder in menschlicher Obhut überwintert werden muss. Ganz einfach, dem Igel zuliebe!
FB/BW 12. 10. 2010